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Online-Self-Assessment-Portal (OSA) – eine Orientierungshilfe?

Viele Schüler stellen sich irgendwann die Frage, wie es für sie nach ihrer Schulzeit weitergeht und ob für sie ein Studium überhaupt das Richtige wäre. Wenn ein Studium in Frage kommt, bleibt immer noch offen, was man eigentlich studiert.

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symbolisches Foto zu OSA

Viele Schüler stellen sich irgendwann die Frage, wie es für sie nach ihrer Schulzeit weitergeht und ob für sie ein Studium überhaupt das Richtige wäre. Wenn ein Studium in Frage kommt, bleibt immer noch offen, was man eigentlich studiert.

Webportale wie das Online-Self-Assessment-Portal (OSA) sollen einem bei der Orientierung und Entscheidung helfen, indem sie den Nutzern Tests zu speziellen Studiengängen zur Verfügung stellen. In diesen Tests gibt man dann jeweils an, wie man sich dieses Studium vorstellt, und in der Auswertung wird einem dann gezeigt, wo man falsch oder richtig liegt.

Die Idee und der gedachte Zweck sind gut, die Ausführung dieser speziellen Seite ist jedoch alles andere als ideal.

Nun bezeichnet sich OSA selber als „Das unabhängige Vergleichsportal für Online Self Assessments zur Studienorientierung“, macht es aber schwierig, Vergleiche zu ziehen, sollte man sich mit mehreren Tests befassen wollen.

Das Layout der Startwebsite ist gut und einfach verständlich. Die Probleme beginnen allerdings bereits, wenn man sich für eine Fachrichtung entschieden hat.

Es fängt beim Layout an. Die Website ist so gestaltet, dass einem in tabellarischer Form angegeben wird, um welche Hochschule oder Träger es sich handelt, in welchem Land und Bundesland oder Region diese sich befinden, sowie ein Direktlink und eine Dauerangabe.

Der Direktlink ist meistens das, was einen wissen lässt, um welches Studium es sich jetzt eigentlich genau handeln soll. Jedoch ist dies nicht immer der Fall, und stattdessen steht dort lediglich die ungefähre Richtung, für die der „Test“ sein soll.

Die Dauerangabe ist gleich das Nächste, was einem in die Augen springt, denn nur alle paarmal ist überhaupt die Zeit angegeben, welche man für den Test braucht. Der Grund, warum oft keine Dauer angegeben ist, ist einfach der, dass viele Direktlinks einen nicht zu Tests führen werden. Was man stattdessen vorgesetzt bekommt, sind Texte, die einen über den Studiengang informieren sollen und in keinster Weise interaktiv sind. Diese Texte variieren sehr stark in ihrer Länge: Während manche Viktor Hugos „Les Misérables“ Konkurrenz machen, könnten andere kaum ein Kinderbuch füllen. Nun ist das nicht unbedingt die Schuld des Vergleichsportals, aber wenn man sich als solches bezeichnet, sollte man auf Vergleichbarkeit achten.

Die Dauerangabe kann man also zugleich als Orientierung dafür nutzen, wo man überhaupt Tests vorfindet, und das sind oft nicht viele. Unter „Lehramtsausbildung in den Bundesländern“ findet man 17 Orientierungstests, was erstmal nicht so wenig klingt. Aber oft veröffentlichen Universitäten mehrere Tests, welche sich dann im Fach unterscheiden. Das macht es schwer, irgendeinen Vergleich zu ziehen, weil man keinen zweiten „Kandidat“ findet. 17 ist schon wenig, aber bei „Erziehungs-, Bildungswissenschaften“ ist bei 5 Angeboten eine Dauer angegeben, was darauf schließen lässt, dass es sich nicht um viel mehr Tests handeln kann. Bei „Öffentliche Verwaltung“ gibt es sogar nur 2 Angebote.

Man muss des Weiteren anmerken, dass diese Zahlen nur gelten, wenn man keine genaueren Angaben gemacht hat. Möchte man zum Beispiel nur Tests von deutschen Universitäten oder Fachschulen machen und auch nur zu einem bestimmten Fach des Fachgebiets, sinken die Zahlen drastisch.

Tatsächlich gibt es lediglich bei „Ingenieurwissenschaften“, „Mathematik, Naturwissenschaften“ und bei „Sprach-, Kulturwissenschaften“ eine gute Auswahl, was dann auch dazu geführt hat, dass man sich mit zwei Tests aus dem Bereich „Mathematik, Naturwissenschaften“ beschäftigen musste. Es war beinahe unmöglich, in anderen Bereichen einen Vergleich aufzustellen.

Da kommt auch schon das nächste Problem auf: Bei manchen Tests muss man sich registrieren, um fortfahren zu können. Diese Information kann man im Voraus erfahren, wenn man sich die Details der Tests anguckt. Es schränkt die Auswahl aber noch weiter ein, wenn man nicht vorhat, sich bei einer Website anzumelden, welche man aller Wahrscheinlichkeit nach nie wieder besuchen wird.

Hat man nun einen oder mehrere Tests gefunden, so stellt man fest, dass diese nicht vom Portal nach einem bestimmten Standard gestellt sind, sondern dass man sie auf der jeweiligen Website der Universität oder Hochschule findet.

Um diese Tests zu vergleichen, wurde sich auf das Fach Biologie beschränkt, die jeweiligen Tests wurden von der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Frankfurt erstellt.

Was beim Test der Universität Darmstadt direkt auffällt, ist, dass man nicht direkt zu dem gewünschten Test geleitet wird, sondern zu einem Menü, in welchem man das Fach nochmal suchen muss.

Hat man sein Fach gefunden, kommt man auf eine weitere Übersicht, bei welcher man zunächst mit einem kleinen Einführungstext begrüßt wird, welcher einen knapp über das Biologiestudium informiert. Darunter befindet sich dann die Übersicht über die 3 Teile des Tests. Mit welchem Teil man anfängt, ist einem selbst überlassen, aber die Reihenfolge, welche von der Universität scheinbar erwartet oder empfohlen wird, ist 1. Erwartungen, dann 2. Fachaufgaben und 3. Lernverhalten, mit der jeweils benötigten Zeit, um diese auszufüllen.

Die Struktur wirkt größtenteils sinnvoll, eine Änderung würde sie jedoch nicht groß negativ oder positiv beeinflussen.

Die „Fragen“ des ersten Teils sind so aufgebaut, dass man eine Aussage vorgesetzt bekommt und dieser dann zustimmen soll oder nicht. Dabei hat man eine Skala, welche von „sehr zutreffend“ über „neutral“ bis zu „gar nicht zutreffend“ geht, gekennzeichnet sind diese durch

„++“, „+“, „0“, „-“ und „–„.

Als erstes wird man nach seinen Beweggründen gefragt, warum man diesen Test durchführt. Relevant sind diese Fragen für die Einschätzung natürlich nicht.

Relevanter ist wohl die Frage, inwiefern man mit Biologie in der Schule Kontakt hatte, also ob und in welcher Form das geschehen ist.

Angenehm zu beobachten ist ein Fortschrittbalken, welcher einen durch den Test begleitet, an welchem man gut erkennen kann, zu wie viel Prozent man den Test absolviert hat.

Zu jeder thematischen Unterbrechung gibt es einen Einführungstext für das nächste Thema, welcher einem mitteilt, was man zu erwarten hat. Ebenfalls wird um ein schnelles Beantworten gebeten, da man seine Einschätzungen spontan machen solle. Diese Aufforderung zeigt wenig Berechtigung, da es wahrscheinlich gut wäre, Leuten die Chance zu geben, wirklich über die Aspekte des Studiums und ihre Erwartungen nachzudenken und diese zu hinterfragen.

Die erste Kategorie, zu der man befragt wird, sind die Voraussetzungen des Studiums. So wird man zum Beispiel gefragt, ob man denkt, dass Biologiestudierende nur wenige Kenntnisse in Mathematik, Chemie und Physik bräuchten, oder ob man glaube, dass Biologie leichter als andere Naturwissenschaften wäre. Besonders die letztere Frage ist in ihrer Relevanz schwierig einzuschätzen, da sie sehr subjektiv beantwortet werden kann. Jemand, der in der Mathematik begabt ist, wird Biologie sicherlich als schwieriger empfinden, während jemand, der ein gutes biologisches Verständnis hat, das Gegenteil behaupten wird.

Ebenso seltsam fällt die Aussage „Biologiestudenten sind ökologisch engagiert“ auf, da sich dieses doch sehr von Student zu Student unterscheiden kann und auch an sich doch nichts mit dem Studium zu tun hat. Es ist bedauerlich, dass es keine Option gibt, mit welcher man angeben kann, dass man es nicht einschätzen könne, denn unausgefüllt lassen ist keine Option.

Reicht man seine Antworten ein, werden diese bereits ausgewertet und wiedergegeben. In diesem Falle haben Studierende die Fragen ebenfalls beantwortet, wodurch sich eine Antwortspanne gebildet hat, mit welcher nun die eigenen Antworten verglichen werden. Man bekommt als eine Auswertung, bei welcher diese Antwortspanne als grauer Strich dargestellt wird und die eigenen Antworten als verschiedenfarbige Kreuze. Grün, wenn man im Durchschritt liegt, Gelb, wenn man am Rand dieser Spanne ist, und Rot, falls man völlig daneben liegt.

Die nächste Kategorie ist Selbstorganisation, und auch hier fallen Fragen auf, die in ihrem Nutzen fragwürdig sind, wie zum Beispiel, dass man das private Leben und das Studium unter einen Hut bringen muss. Eventuell gibt es hier ein Missverständnis, aber es sollte durchaus möglich sein, Freunde und ähnliches zu haben, welche mit dem eigenen Studium nicht verknüpft sind.

Bereits jetzt fällt auf, dass die Testergebnisse und ihre Sinnhaftigkeit stark davon abhängen, ob man die Frage beantworten kann, ohne dass es auf den Typ Menschen ankommt.

Bei der folgenden Kategorie wäre eine „keine Erwartungen“-Option angenehm gewesen, denn es ist schwierig zu beantworten, ob der Praxisanteil im Biologiestudium besonders hoch ist, da nicht bekannt ist, in welcher Relation diese Aussage getroffen wird.

Darauf folgend soll man selbst die Fragebögen bewerten und, falls gewünscht, noch ein Kommentar über das Self-Assessment schreiben, womit dieser Teil des Tests abgeschlossen ist.

Tatsächlich gibt es einem nur teilweise einen guten Überblick über das Studium, da manche Fragen einfach unnötig waren, da es sehr auf den Typ Mensch ankommt, der diese beantwortet. Die Auswertungsweise jedoch, also die Antworten mit denen der Studenten zu vergleichen, wirkt sinnvoll und zeigt auch, wie gestreut teilweise die Ansichten der Studenten sind.

Der nächste Teil des Tests sind die Fachaufgaben. Wieder einmal muss man zunächst seine Motivationen angeben, bevor man mit dem Test beginnen darf.

Bei diesem Teil des Tests werden einem Fragen zum Thema Biologie gestellt und mehrere Antwortoptionen zur Verfügung gestellt, von welchen man eine oder mehrere auswählt.

Es ist wohl sinnvoll zu überprüfen, ob man Fachgrundlagen beherrscht, doch diese Fragen basieren keineswegs nur auf Grundlagen. Tatsächlich fächert sich der Frageninhalt über alle 3 Jahre Biologie in der Sekundarstufe 2, und viele Sachen wirken auch dann noch zu hoch und schwer verständlich. An einer scheinbaren elektronenmikroskopischen Abbildung zu erkennen, wie ein Gift wirkt, scheint einfach wie eine zu hohe Erwartung für jemanden, der lediglich versucht herauszufinden, ob man ins Studium passt.

Beantwortet man die Fragen mehr oder weniger erfolgreich, bekommt man gleich noch Erklärungen zu den Antworten, welche an sich interessant, aber oft sehr langatmig sind.

Zur Orientierung, was im Studium passiert, hilft es auch nur zum Teil, was einfach daran liegt, dass die Fragen thematisch sehr verteilt sind, was einen lediglich zum Schluss führt, dass man sich im Studium mit Biologie beschäftigen wird. Ein Fakt, welcher von Anfang an bekannt war.

Der letzte Teil über das Lernverhalten ist ähnlich wie der erste aufgebaut. Der einzige Unterschied ist, dass man die Auswertung zu den verschiedenen Fragen erst zum Schluss und nicht mitten darin bekommt.

Ein weiterer Unterschied ist die Auswertung, welche hier in Prozenten wiedergegeben wird, es wird aber wieder einmal mit Antworten der Studierenden verglichen.

Dieser Test scheint auch mehr als Hilfestellung zur Selbstreflexion zu dienen, da hier nicht Bezug auf das Studium an sich genommen wird.

Alles in allem war der Test eine relativ gute Möglichkeit, einen Überblick zu bekommen. Befasst man sich mit den Ergebnissen, welche der Test ergeben hat, so kommt man zu dem Schluss, dass die Erwartungen völlig im Schnitt oder ganz weit weg liegen, die Farbe gelb erschien selten auf dem Bildschirm und Rot auch eher weniger. Der Zweck mancher Fragen und der dazugehörigen Ergebnisse ist dennoch anzuzweifeln, da sie den Faktor Mensch einfach nicht einbeziehen. Sachen, welche einfach eine Stilfrage sind, wie zum Beispiel das Niveau, auf welchem man das Studium mit dem Privatleben verknüpft, sind unmöglich zu bewerten.

Die Fachfragen sind ebenfalls nur teilweise sinnvoll, da sich die wenigsten mit den Heftern der letzten drei Jahre vor solch einen Test setzen, ganz zu schweigen von denen, die die Schule noch nicht abgeschlossen haben und in manchen Themen noch nicht bewandert sind.

Die Universität Frankfurt gliedert ihren Test etwas anders. So beginnt sie mit Informationen rund ums Studium, bevor sie zur Selbsteinschätzung und zu Beispielaufgaben kommt.

Die gegebenen Informationen sind umfangreich und beinhalten sogar Interviews mit Studenten, welches ein angenehmer Start vor dem Test ist.

Wie auch bei dem vorigen Test bekommt man Aussagen, welche man bewerten soll. Auch hier zieht sich das von „Ich stimme zu“ bis „Ich stimme nicht zu“.

Negativ auffällig ist direkt, dass die Fragen verteilt zwischen Info-Folien liegen und es sich meist nur um drei Fragen auf einmal handelt. Obwohl direkt eine inhaltliche Folie auf die Fragen folgt, werden die nicht aufgelöst oder in irgendeiner Form bewertet. Das nimmt dem Test seine Dynamik und macht ihn auch langatmiger.

Häufig wird von einem erwartet, 3 oder mehr Videos zu schauen, was die Zeit sehr streckt, so dass sich immer mehr das Bedürfnis ergibt, diese Folien einfach zu überspringen. Die Zeit des Tests war bei 90 Minuten angesetzt, es wirkt aber deutlich länger.

Nach ungefähr einem Drittel ändert sich dann die Art der Fragen. Zuvor war es eine Selbsteinschätzung, nun kommt die Erwartung ans Studium, bei welcher man auch einsehen kann, ob diese korrekt ist. Kurz darauf bekommt man auch die Ergebnisse der Selbsteinschätzung mitgeteilt, wobei einem nicht gesagt wird, woran diese gemessen werden.

Nach weiteren Informationsfolien kommt man dann auch bei den Fachfragen an. Davon gibt es 10 an der Zahl in Bezug auf Biologie, welche alle auf dem Niveau von Basiswissen sind. Darauf folgen Fragen zur Chemie, welche sich auf einem ähnlichen Niveau befinden.

Des Weiteren wird man noch zur Physik und zur Logik befragt. Die Tests sind ähnlich aufgebaut und angenehm zu beantworten, vor allem, da das Format angenehm ist und das Niveau passend.

Zum Schluss werden einem nochmals alle Ergebnisse angezeigt.

Die beiden Tests sind sehr unterschiedlich, man muss aber an beide Kritik richten.

Der erste Test hatte seine Störfaktoren zum großen Teil bei der Sinnhaftigkeit der Fragen, welche nur teilweise gegeben war, und bei den gestellten Fachfragen, da das Niveau zu hoch gesetzt war. Im Gegensatz zum zweiten Test war die angesetzte Zeit (50 Minuten) aber besser und der Umfang des Tests angemessener. 90 Minuten sind einfach zu viel, insbesondere wenn man den Großteil der Zeit mit Lesen und Zuhören verbringt. Irgendwann schwindet die Konzentration. Der Frageninhalt war aber deutlich besser und verständlicher, und auch das Niveau war angemessen.

Das ganze Konzept des Portals ist aber etwas fehlerhaft, denn wie soll man einen guten Vergleich ziehen können, wenn die Maßstäbe völlig zufällig sind. Besser wäre es, wenn die Plattform ein Erstellungswerkzeug für die jeweiligen Universitäten bieten würde, damit diese einfach und schnell solche Tests erstellen können. Man muss vermuten, dass die Auswahl an Tests so gering ist, da viele Universitäten die Erstellung eines solchen Tests als zu viel Arbeit empfinden. Es würde ebenfalls das Problem mit der Registrierung lösen und die Tests und Universitäten vergleichbarer machen.

Tatsächlich sind solche Tests aber gut, um festzustellen, ob das Studium wirklich etwas für einen ist. So habe ich zum Beispiel nicht erwartet, dass der Anteil an Laborarbeit in einem solchen Studium so hoch ist, ich begrüße es aber sehr. Ebenfalls lässt es einen über seine Lerneinstellung reflektieren, welche durchaus besser sein könnte, und darüber, ob man sich der Leistungserwartung gewachsen fühlt. Man muss dennoch eingestehen, dass diese Tests meinen Berufswunsch weder bestätigen noch widerlegen, aber das kann von Person zu Person variieren, man sollte es also zumindest mal ausprobiert haben.

Alles in allem kann man solche Anbieter begrüßen, aber das geht mit einem besseren Format.

(SK)

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